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Augen um. Der Anblick hatte nichts von seiner bedrückenden
Fremdartigkeit verloren, aber alle Schatten kamen ihm ein wenig
härter vor, die Linien noch etwas fremdartiger, der Odem des Bösen,
der über dieser verfluchten Burg hing, ein wenig deutlicher.
Er verscheuchte den Gedanken, drehte sich einmal um seine eigene
Achse und entdeckte den Turm, von dem Garth gesprochen hatte -
ein korkenzieherartig gedrehtes, vollkommen absurdes Ding, das in
einer obszön geformten Spitze endete. An seinem Fuß befand sich
eine Treppe mit unterschiedlich hohen Stufen, die zu einer einladend
offenstehenden Tür von der Form eines aufgerissenen Drachenmau-
les führte.
Als er sie hinaufstieg, vertrat ihm ein weiterer graugekleideter
Krieger den Weg. Torian packte ihn, brach seine Hand, die das
Schwert hob, warf ihn gegen die Wand, nahm seine eigene Waffe auf
und tötete ihn. Es ging so rasch und mühelos, daß er fast selbst er-
schrak - nicht über die Leichtigkeit, mit der er mit dem Schattenkrie-
ger fertig geworden war. Er hatte nichts anderes erwartet. Er befand
sich in diesen Momenten in einem Zustand, der nicht mehr normal
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war; jene Art von kalter, berechnender Raserei, in dem die Berserker
der Frühzeit mit bloßen Händen Ochsen getötet hatten, oder in dem
manche Soldaten noch weiterkämpften, während sie schon längst zu
Tode verwundet waren. Er hätte den Krieger auch besiegt, wenn die-
ser ihm sein Schwert durch die Brust gebohrt hätte. Aber was ihn
erschreckte, war die Kälte, die er dabei verspürte. Er tötete ein den-
kendes, menschenähnliches Wesen mit der Beiläufigkeit, mit der
man eine Mücke erschlug. Dann ging er weiter.
Der Turm war dunkel. Durch absurd geformte Fenster fiel zwar
Licht auf die eng gewundene Treppe, die sein Inneres ausfüllte, aber
irgend etwas schien die Helligkeit aufzusaugen, wie finsterer Nebel,
der in der Luft hing. Trotzdem setzte er seinen Weg fort, ohne auch
nur im Schritt zu stocken, erreichte rasch den ersten Treppenabsatz
und trat gebückt durch eine niedrige Tür.
Eine Sekunde später sah er sich dem nächsten Schattenkrieger ge-
genüber, der in der winzigen Kammer dahinter an einem Tisch saß
und offensichtlich auf seinen Kameraden wartete, dem er unten be-
gegnet war. Bei seinem Eintreten fuhr er zusammen, griff nach sei-
nem Schwert und versuchte aufzuspringen.
Torian half ihm ein wenig dabei, und noch bevor der Krieger zwan-
zig Stufen unter ihm auf der Treppe aufschlug, hatte er die Kammer
bereits durchquert und nahm den nächsten Treppenabsatz in Angriff.
An seinem Ende befand sich eine weitere, etwas größere Kammer -
und in ihr wartete nicht nur eine, sondern gleich drei von Cathars
grauvermummten Kreaturen.
Und sie waren nicht annähernd so überrascht wie die, auf welche er
bislang gestoßen war. Ganz im Gegenteil.
Er sah einen Schatten vor sich aufragen, riß instinktiv die Fäuste in
die Höhe und spürte, daß er traf. Der Mann torkelte zurück und prall-
te gegen den Tisch, aber fast im gleichen Moment griff eine Hand
nach Torians Arm und drehte ihn auf den Rücken, eine zweite, er-
barmungslos starke Faust krallte sich in sein Haar und riß seinen
Kopf zurück. Eine halbe Sekunde später tauchte ein grauverhülltes
Gesicht vor ihm auf. Dunkle, grausame Augen musterten ihn ohne
eine Spur von Gefühl. Metall blitzte.
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Zum ersten Mal, seit er die unterirdische Höhle verlassen hatte,
spürte er wieder Angst, als sich die rasiermesserscharf geschliffene
Klinge seiner Kehle näherte. Panische Angst. Plötzlich begriff er,
daß er sterben würde. Hier und jetzt. Er hatte verloren. In seiner Ra-
serei war er Cathars Männern direkt in die Arme gelaufen.
Ganz genau, wie Garth es ihm prophezeit hatte.
Doch dann geschah& irgend etwas.
Der Schattenkrieger bewegte sich unglaublich schnell. Er hatte
nicht vor, lange mit seinem vermeintlichen Opfer zu spielen, sondern
schien entschlossen, der Sache ein rasches Ende zu bereiten, mit ei-
nem blitzartigen Schnitt durch Torians Kehle. Aber wie oft, wenn
einen echte Todesangst gepackt hat, schien die Zeit plötzlich stehen-
zubleiben. Aus der rasenden Bewegung des Dolches wurde ein ganz
langsames Gleiten, der helle Kampfschrei des Kriegers wurde zu
einem unerträglichen Grölen und Dröhnen in Torians Ohren -
und irgendwo tief in ihm erwachte etwas.
Etwas Böses und ungeheuer Mächtiges, das er aus der Höhle mit
sich geschleppt hatte.
Es war wie eine Eruption aus schwarzem Schlamm, die plötzlich
irgendwo in den finstersten Tiefen seiner Seele erfolgte, eine lautlo-
se, aber unglaublich kraftvolle Explosion pechschwarzer Energie,
tausendmal stärker als das lächerliche Etwas, das bisher in seiner
Schulter gelebt hatte.
Kraft strömte durch seinen Körper, eine unglaubliche, unwidersteh-
liche Kraft. Irgend etwas ergriff Besitz von ihm, rasch und lautlos.
Der Dolch raste heran, schnitt mit einem widerwärtigen Geräusch
durch sein Wams und ritzte seine Kehle, aber seine Bewegung schien
mit einem Male lächerlich langsam. Torian packte die Klinge mit
bloßen Händen, zerbrach sie und tötete den Angreifer noch in der
gleichen Bewegung, so schnell, daß dieser wohl nicht einmal begriff,
was ihm widerfuhr. Dann riß er seinen Arm aus der Umklammerung
des anderen los, schoß herum und versetzte ihm einen Stoß, der ihn
aus der Tür und rücklings die Treppe hinunterfliegen ließ.
Der dritte Schattenkrieger versuchte ihn anzuspringen. Seine Be-
mühungen erschienen Torian fast albern. Beinahe gemächlich wich
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er aus, schlug die vorgestreckten Beine des Kriegers zur Seite und
sah zu, wie der Mann auf dem Boden aufschlug und sich das Genick
brach.
Dann wandte er sich um und trat auf die Tür zu, welche die drei
Krieger zu bewachen gehabt hatten. Mit einem einzigen Tritt spreng-
te er sie auf und stand vor einer weiteren, allerdings sehr kurzen
Treppe. An ihrem oberen Ende lag eine wuchtige Tür, mit Eisen ver-
stärkt und mit fremdartigen Zeichen gesichert. Er spürte den finste-
ren Einfluß der magischen Schutzformeln, aber sie prallten von ihm
ab, beiseitegefegt von dem schwarzen Etwas, das in seiner Seele
brodelte und ihm Kraft gab. Jeden anderen Menschen - auch unter
normalen Umständen - hätte der bloße Anblick dieser Symbole getö-
tet oder um den Verstand gebracht, aber in diesem Augenblick, ge-
schützt von der ungeheuren magischen Kraft Ch tuons, nötigten sie
ihm nicht einmal ein Lächeln ab. Ohne auch nur innezuhalten, stürm-
te er los, auf die Tür zu. Dahinter war Cathar. Er wußte es mit sol-
cher Gewißheit, als wäre sie aus Glas.
Die Treppe versuchte nach ihm zu beißen. Aus den Stufen wurden
klaffende Dämonenmäuler, gespickt mit fingerlangen Zähnen, von
denen Säure troff. Er brach die Zähne ab und trat die Mäuler mit sei-
nen Stiefeln zu und stürmte weiter. Eine mannsgroße Spinne materia-
lisierte mitten in der Luft vor ihm und griff ihn an. Er brach ihr die
Beine, schleuderte sie die Treppe hinab und sah sich von einem gan-
zen Wald peitschender Tentakel attackiert, die er einen nach dem
anderen ausriß oder miteinander verknotete.
Nichts davon geschah wirklich. Was er zu erleben glaubte, in die-
sen wenigen endlosen Sekunden, in denen er die Treppe hinauf-
stürmte, war nichts als ein simpler hypnotischer Angriff, eine letzte,
teuflische Falle Cathars, aber für ihn war es Realität, und hätte ihn
das Ding in seinem Inneren nicht geschützt und ihm die Kraft eines
tobenden germanischen Gottes gegeben, wäre er in Stücke zerfetzt
worden. Aber es schützte ihn. Cathars geistige Attacke verpuffte wie
ein Wassertropfen, der in den Krater eines Vulkans fiel.
Dann hatte Torian die Tür erreicht. Beinahe ohne sein Zutun be-
gannen sich seine Hände zu bewegen, löschten die schrecklichen
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