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Ohrklappen. Sie setzte sie auf  der Schirm rutschte ihr
bis zu den buschigen, einstmals dunklen Augenbrauen,
die nun aber schon größtenteils weiß waren  und blick-
te sich dann ein letztes Mal um. Sie wollte sich vergewis-
sern, daß sie nichts vergessen hatte. Im Ofen brannte ein
schwaches Feuer, und Alden hatte die Abzugsklappe
wieder zu weit geöffnet  sie hatte es ihm unzählige Ma-
le erklärt, aber er vergaß es immer wieder.
»Alden, du wirst jeden Winter einen Viertelklafter
Holz mehr verbrauchen, wenn ich nicht mehr da bin«,
murmelte sie und öffnete die Ofentür. Sie warf einen
Blick hinein und stieß einen leisen entsetzten Schrei aus.
Sie warf die Ofentür zu und stellte mit zitternden Fin-
gern die Abzugsklappe richtig ein. Einen Moment lang 
den Bruchteil einer Sekunde  hatte sie in der Kohlen-
glut das Gesicht ihrer alten Freundin Annabelle France
gesehen. Es war haargenau ihr Gesicht gewesen, bis hin
zu dem Grübchen in ihrer Wange.
Hatte auch Annabelle ihr zugewinkt?
Sie überlegte, ob sie Alden einen Zettel schreiben und
ihm erklären sollte, wohin sie gegangen war, aber dann
dachte sie, daß Alden es vermutlich auch so verstehen
würde. Auf seine eigene langsame Weise würde er schon
den richtigen Schluß ziehen.
Während ihr Verstand immer noch Sätze für diesen
Zettel formulierte - Seit dem ersten Wintertag habe ich
mehrmals deinen Vater gesehen, und er sagt, sterben sei nicht
so schlimm; zumindest glaube ich, daß es das ist, was er mir sa-
gen will...  trat Stella in den weißen Tag hinaus.
Der Wind stürzte sich sofort auf sie, und sie mußte Al-
dens Mütze noch etwas tiefer ziehen, damit der Wind sie
ihr nicht stehlen und nur so zum Spaß davontragen
konnte. Die Kälte schien durch jede kleinste Ritze ihrer
Kleidung tief in sie einzudringen; feuchte Märzkälte, die
nassen Schnee ankündigte.
Sie ging den Hügel hinab, in Richtung Bucht. Behut-
sam setzte sie ihre Füße auf die Ziegel, mit denen George
Dinsmore in Abständen den Pfad ausgelegt hatte. Ein-
mal hatte George auf dem Festland Arbeit gefunden: er
sollte für die Stadt Raccoon Head mit dem Motorpflug
pflügen, aber während des großen Sturms im Jahre '77
hatte er sich mit Whisky so vollaufen lassen, daß er dann
nicht nur einen, auch nicht zwei, sondern gleich drei
Strommasten über den Haufen gefahren hatte. Fünf Tage
lang hatten die Leute drüben in Raccoon Head kein Licht
gehabt. Stella erinnerte sich jetzt wieder daran, wie son-
derbar es gewesen war, über die Meeresstraße hinweg zu
blicken und auf der anderen Seite nur Dunkelheit zu se-
hen. Man war so sehr daran gewöhnt, drüben die kleine
tapfere Lichtergruppe zu sehen. Jetzt arbeitete George
nur noch auf der Insel, und nachdem es hier keine Mo-
torpflüge gab, konnte er nicht viel Unheil anrichten.
Als Stella an Russell Bowies Haus vorbeiging, sah sie
die totenblasse Missy aus dem Fenster schauen. Stella
winkte ihr zu. Missy winkte zurück.
Sie hatte ihren Urenkeln erzählen können: »Auf der Insel haben
wir uns immer selbst um alles gekümmert. Als Gerd Henreid
sich damals den Blutgefäßriß in der Brust zugezogen hatte,
aßen wir alle einen ganzen Sommer lang zum Abendessen nur
einfachen Eintopf, um seine Operation in Boston bezahlen zu
können - und Gerd kehrte lebendig auf die Insel zurück, Gott
sei Dank. Als George Dinsmore jene Strommasten über den
Haufen fuhr und die Stromwerke sein Haus pfänden wollten,
sorgten wir dafür, daß sie ihr Geld bekamen, und daß George
genügend Arbeit hatte, um sich Zigaretten und Schnaps kaufen
zu können.,. warum auch nicht? Nach Feierabend taugte er so-
wieso für nichts anderes, aber wenn er erst einmal angekurbelt
war, schuftete er wie ein Ackergaul. Daß er jenes eine Mal in
Schwierigkeiten geraten war, hatte nur daran gelegen, daß er
abends arbeiten mußte, und der Abend war für ihn eben die Zeit
zum Trinken. Sein Vater hat ihn jedenfalls immer durchgefüt-
tert. Und jetzt ist da die arme Missy Bowie, die mit fünf Kin-
dern allein zurückgeblieben ist. Vielleicht wird sie doch hierblei-
ben und ihr Geld von der Fürsorge und von der Hilfsorganisa-
tion ADC bekommen; es wird höchstwahrscheinlich nicht aus-
reichen, aber sie wird hier jede Hilfe erhalten, die sie braucht.
Vermutlich wird sie weggehen, aber wenn sie auf der Insel
bleibt  verhungern wird sie hier auf gar keinen Fall... und
hört gut zu, Lona und Hai: Wenn sie hier auf der Insel bleibt,
wird sie vielleicht imstande sein, etwas von dieser kleinen
Welt mit der schmalen Meeresstraße auf der einen Seite und
der unendlich breiten Meeresstraße auf der anderen Seite zu
bewahren, etwas, das sie nur allzu leicht verlieren könnte,
wenn sie in Lewiston mit Essenstellern oder in Portland mit
Kuchen oder im >Nashville North
herumhasten muß. Und ich bin alt genug, um nicht wie ei-
ne Katze um den heißen Brei herumzuschleichen, was dieses
Etwas sein könnte: eine besondere Existenzform, eine ganz
bestimmte Lebensweise - ein ungewöhnlich starkes Gefühl
der Zusammengehörigkeit, der Solidarität.«
Sie hatten hier auf der Insel die Dinge immer selbst in
die Hand genommen, auch in anderer Hinsicht, aber das
hätte sie ihren Urenkeln nicht erzählt. Die Kinder hätten
es nicht verstanden, auch Lois und David nicht - Jane
hatte allerdings die Wahrheit noch gekannt. Da war Nor-
man und Ettie Wilsons Baby gewesen' es kam mongoloid
auf die Welt, die armen winzigen Füßchen nach innen ab-
gewinkelt, das kahle Köpfchen plump und deformiert; zwi-
schen den Fingerchen hatte es Schwimmhäute, so als hätte
es zu lange und zu tief geträumt, während es in jener
Meeresstraße im Mutterleibe herumgeschwommen war, Re-
verend McCracken kam damals, um das Baby zu taufen,
und am nächsten Tag erschien Mary Dodge, die schon zu
jener Zeit bei über hundert Geburten als Hebamme dabei
gewesen war, und Norman ging mit Ettie den Hügel hin-
ab, um Frank Childs neues Boot anzuschauen, und obwohl
Ettie kaum laufen könne, ging sie ohne zu klagen mit ihm,
auch wenn sie auf der Türschwelle noch einmal stehenblieb
und zu Mary Dodge hinüberschaute, die ruhig neben der
Wiege des Kindes saß und strickte. Mary blickte kurz auf,
und als ihre Augen sich trafen, brach Eddie in Tränen
aus. »Komm«, sagte Norman tieftraurig, »komm, Eddie, [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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