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Sie wollten ihn daran hindern, mitzufliegen. Als sich der CDC-Arzt
gleichgültig von ihm abwandte, packte Jericho ihn am Ärmel. Seine
Augen loderten.
Hören Sie zu, Freundchen , stieß er gefährlich ruhig zwischen
zusammengebissenen Zähnen hervor. Sie haben die Wahl. Entweder
Sie nehmen mich mit, oder Sie können Ihre Knochen hier einzeln
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aufsammeln. Alles klar?
Der Arzt musterte ihn, als wolle er sich darüber klarwerden, ob er
es hier womöglich mit einem Irren zu tun hätte. Steigen Sie ein ,
erwiderte er schließlich knapp.
Jericho setzte sich neben die Bahre, auf der Catherine lag. Sie
war nicht mehr bei Bewußtsein. Aber vielleicht hatte sie ja seine
letzten Worte noch gehört, bevor sie ins Koma gefallen war. Sie würden
sie retten. Sie mußten sie retten. Der Gedanke, Catherine zu
verlieren, verursachte in ihm eine Leere, von der er wußte, daß sie
durch nichts gefüllt werden könnte.
Nun hatte sie der wolfman doch noch erwischt. Sie glaubte nicht
daran, aber er, Jericho, war fest davon überzeugt. Er mußte alles daran
setzen, sie seinen Klauen wieder zu entreißen.
Oh, Katzenauge! Warum bist du hierhergekommen? Und warum bist
du nicht nach Hause gegangen, bevor es zu spät war?
Aber vielleicht, vielleicht würde sie ja auch ihr sturer irischer Kopf
retten.
Er nahm ihre Hand fest in die seine und begann im stillen mit
einem Gesang. Ihre Seele würde ihn hören. Die ganze Nacht würde
er singen, alle Gesänge, die er kannte, und wenn er fertig war, würde er
wieder von vorn beginnen.
Als sie sich schließlich herumzuwerfen begann und anfing zu
stöhnen, nahm er es als ein gutes Zeichen.
Hey , knurrte er einen Sanitäter an, der sich auf der anderen Seite der
Bahre an ihr zu schaffen machte. Lassen Sie sie in Ruhe.
Das Fieber sinkt , sagte der junge Mann. Hat sie irgendwelche
Medikamente eingenommen?
Jericho nannte ihm den Namen des Arzneimittels, seine Gedanken
rasten. Er mußte es schaffen, daß dieser Anglo seine Finger von ihr ließ,
damit sie ihren Traum zu Ende träumen konnte. Er hatte damit
gerechnet, hatte es mit jeder Faser seines Herzens gehofft, daß sie
aus dem Koma erwachen und anfangen würde zu träumen. Nun
war es soweit. Der Traum würde den Heilungsprozeß einleiten, der
unter keinen Umständen gefährdet werden durfte.
Als Catherine sich immer wilder hin und her zu werfen begann, machte
der Sanitäter Anstalten, sie an der Bahre festzubinden. Jericho fiel ihm in
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den Arm. Pfoten weg.
Sie ist im Delirium , protestierte der Mann.
Sie ist kein Tier.
Der Sanitäter, der zu Beginn des Fluges Jerichos
Auseinandersetzung mit dem CDC-Arzt mitbekommen hatte, wich
zurück. Okay, okay. Aber halten Sie sie fest, damit sie sich nicht
verletzt.
Das wird sie nicht. Einen Augenblick später war er sich da
allerdings nicht mehr so sicher. Sie begann laut zu phantasieren. Was
sagte sie da? Wer, zum Teufel, war Victor? Angestrengt
versuchte er, ihre im Fieberwahn hastig dahingeflüsterten Worte zu
verstehen.
Victor. Jericho mußte all seine Kräfte aufbieten, um sie
festzuhalten. Sie bäumte sich auf und begann plötzlich, wie eine
Wahnsinnige um sich zu schlagen. Dabei schrie sie immer wieder
den Namen dieses Mannes, von dem er, Jericho, nicht wußte, wer er
war. Aber es war offensichtlich, daß sie Angst vor ihm hatte.
Und plötzlich ging ihm ein Licht auf. Mit einemmal machten die
abgehackten Wortfetzen, die sie heiser hervorstieß, Sinn. Die
Narbe an ihrer Hüfte, der er gestern nacht fast keine
Aufmerksamkeit geschenkt hatte, kam ihm in den Sinn, und ein
schrecklicher Verdacht keimte in ihm auf.
Er wollte Gewißheit. Jetzt. Nachdem es ihm gelungen war, sie
etwas zu beruhigen, drückte er sie mit der Rechten auf der Bahre
nieder und öffnete mit der Linken den Reißverschluß ihrer Hose. Er schob
sie ein Stück nach unten und streifte das T-Shirt hoch.
Unverkennbar ein Streifschuß. Er hatte schon früher Verletzungen,
die von Streifschüssen herrührten, gesehen. Deshalb war er sich ganz
sicher.
Seine Gedanken wirbelten wild durcheinander. Großer Gott, worin
war sie verwickelt gewesen?
Der Helikopter setzte zum Landeanflug an. Sie waren in Albuquerque,
und sie war noch am Leben.
Jericho folgte den Sanitätern, die die Bahre trugen, in die
Notaufnahme. Als er Anstalten machte, ihnen auch in den
Untersuchungsraum hinterherzugehen, baute sich eine korpulente
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Krankenschwester drohend vor ihm auf und versperrte ihm den Weg.
Ich gehöre zu ihr , sagte er schroff und deutete dabei auf die
Bahre. Nein, gehören Sie nicht. Ihre Stimme klang wie das Grollen
einer Löwenmutter, die ihre Jungen beschützt. Dr. Weatherly hat
mich bereits vorgewarnt.
Jericho sah sie finster an. Wer ist Weatherly?
Der CDC-Arzt, der sie hergebracht hat. Sie bleiben draußen. Und
wenn Sie es wagen, Hand an mich zu legen, rufe ich die Polizei.
Jericho fuhr sich durchs Haar. Was hatte der CDC-Arzt ihr erzählt?
O Himmel, er hatte ihm ja Prügel angedroht oder womöglich
sogar Schlimmeres.
Er hob in einer verzeihungheischenden Geste beide Hände.
Dabei bemühte er sich um sein charmantestes Lächeln, doch er sah
bereits, daß es zwecklos war. Dieser Drachen hier würde sich nicht
erweichen lassen. Aber es war auch schon egal. Catherine war in
Sicherheit.
Er, Jericho, konnte nichts mehr für sie tun. Nun befand sie sich in
den Händen der Ärzte, die sie umschwärmen würden wie ein
Schwarm Bienen den Honigtopf, sie würden ihren Körper
behandeln und dabei ihre Seele vergessen. Aber sie würde
durchhalten. Sie mußte durchhalten. Sie hatte ihn gehört.
Als er bemerkte, wie die Krankenschwester kritisch sein langes,
blauschwarz schimmerndes Haar unter die Lupe nahm, unterdrückte
er eine heiße Zornesaufwallung und trat einen Schritt zurück. Einen
Moment später wanderte ihr Blick tiefer und blieb an einem
bestimmten Punkt hängen. Seine Hand zuckte zu der Stelle und fand
seinen Medizinbeutel, den er normalerweise unter dem Hemd trug. Er
mußte ihm herausgerutscht sein, als er Catherine zu beruhigen
versucht hatte. Der Gesichtsausdruck der Krankenschwester verriet
tiefste Mißbilligung.
Da drin geht es nämlich absolut steril zu.
Oh, Lady, dachte er, dich knöpf ich mir später vor. Steril oder
nicht, vielleicht sollten Sie dennoch besser reingehen und sehen, ob
Sie nicht vielleicht gebraucht werden.
Vor Entrüstung klappte ihr fast der Kiefer herunter, und ihr fleischiges
Gesicht nahm die Farbe einer reifen Tomate an. Jericho ließ sie
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stehen und ging in die Empfangshalle zurück.
Der Morgen dämmerte herauf, als Weatherly ihn in der Halle
aufstöberte. Er näherte sich ihm mit offensichtlichem Widerwillen, und
Jericho stemmte sich aus einem Besuchersessel hoch, um ihm
entgegenzugehen.
Sie sind kein Angehöriger, stimmt s?
Jerichos Blut gefror. Warum? Ist sie... Er konnte den Satz nicht
beenden.
Ich denke, sie wird durchkommen , sagte der Arzt. Aber da Sie
kein Angehöriger sind, können Sie erst zu ihr, wenn sie wach ist.
Eine ungeheure Erleichterung durchflutete ihn, Erleichterung und ein
grimmiger Stolz. Sie hatte ihn gehört.
Der Arzt redete noch immer. Jericho wandte ihm wieder seine
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